 |
Vor dem überschlag im Simulator. Constanze Evers (links), Carsten Hansmann von der DRK Bereitschaft Wolfenbüttel und Redakteurin Stephanie Peißker. Später mussten sie sich kopfüber befreien. |
|
WOLFENBÜTTEL. Rumpelnd überschlägt sich das Auto - einmal und noch ein halbes Mal. "Super!", ruft Constanze, meine Beifahrerin. Ich finde unsere Situation gar nicht komisch, denn unser Auto, ein New Beetle, liegt auf dem Dach. Zum Glück ist es eine Simulation.
Der "Käfer" steht auf dem Schlossplatz und ist Teil der Jubiläumsveranstaltung "50 Jahre Verkehrswacht Wolfenbüttel - Aktion junge Fahrer". Carsten und Simon von der Bereitschaft des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sitzen im Fond unseres Beetles, genauer gesagt hängen auch sie kopfüber. Wir stützen uns mit den Händen am Dach ab. Die Gurte halten uns in den Sitzen. Ohne Gurte wären wir aus ihnen herausgefallen, kopfüber auf das Innendach gestürzt und hätten uns vermutlich schlimme Wirbelsäulenverletzungen zugezogen.
Während sich die 13-jährige Constanze schwuppdiwupp aus ihrer misslichen Lage befreit hat, stemme ich noch ein Bein gegen das Armaturenbrett und das andere gegen das Autodach. Schließlich stelle ich beide Beine auf das Autodach, öffne den Gurt und krabbele - irgendwie - rückwärts aus dem Auto. Geschafft.
"Und wie geht es ihren Begleitern vom DRK?", fragt mich Andreas Müller von der Verkehrswacht Grafschaft Diepholz, zu der der Simulator gehört. Schreck: "Die habe ich ganz vergessen", entfährt es mir. "So geht es den meisten Menschen, die einen Autounfall mit Überschlag erlebt haben. Für andere unbegreiflich, entfernen sie sich vom Unfallort", sagt Müller.
"Los, gleich noch mal!"
Doch auch Carsten und Simon sind heil aus dem Überschlag-Simulator herausgekommen. "Sich hinten aus dem Auto zu befreien, war sogar einfacher als vorn, weil im Beetle der Abstand zwischen Sitz und Decke geringer ist", meint Carsten. Constanzes Augen blitzen: "Los, gleich noch mal!" Doch inzwischen probieren schon andere den Überschlag-Simulator aus.
 |
Verheerende Auswirkungen hat der Aufprall eines Autos mit Tempo 50 auf stehende Fußgänger oder Fahrradfahrer. Sie haben keine Überlebenschance, verdeutlicht die Verkehrswacht Minden-Lübbecke. |
|
Gleich nebenan steht die Verkehrswacht Georgsmarienhütte mit einem weiteren Fahrsimulator. Dabei handelt es sich um ein Reaktionsmessgerät. "Wir simulieren Fahrten auf regennasser oder schneeglatter Fahrbahn. Und dann springt plötzlich ein Reh vor's Auto", erzählt Rainer Lessing. Jetzt misst der Computer die Zeit, die der Autofahrer braucht, um vom Gas- auf das Bremspedal zu wechseln, die Reaktionszeit.
Währenddessen knackt es im Überschlag-Simulator laut. "Die Scheibe ist hin", kommentiert Müller. Als sich der Autofahrer kopfüber befreien wollte, hat er statt auf das Autodach auf die Scheibe getreten. Aber ihm ist nichts passiert.
Drüben, am Stand von Gerhard Schmidt, dem Leiter des Polizeikommissariats Cremlingen, saust ein Kinder-Gurtschlitten über eine schiefe Ebene. Ist die Puppe angeschnallt, klappt sie am Ende der Strecke nur kurz nach vorn und federt in den Kindersitz zurück. Ist sie aber nicht angeschnallt, fliegt sie im hohen Bogen aus dem Sitz. "Kinder sollten sich in ihren Sitzen wohl fühlen. Am besten ist es, wenn Eltern und Kinder die Kindersitze gemeinsam aussuchen", sagt Schmidt.
Währenddessen bietet Optiker Posimski Sehtests an, drehen Kinder das Glücksrad am Info-Stand der Verkehrswacht Wolfenbüttel, geht es um verkehrssichere Fahrräder und den Grünpfeil. Dicht umlagert ist der Kinder-Schminkstand des Mütterzentrums.
Auf dem Autoparcours
Am Nachmittag fährt Fahrlehrer Jürgen Reichel wohl mit dem 50. Jugendlichen über einen Autoparcours, der auf dem Schlossplatz aufgebaut ist. Die Resonanz auf "begleitetes Fahren ab 17" ist riesengroß. Die Bezirksdirektion Wolfenbüttel der Öffentlichen Versicherung liefert rechtliche Grundlagen dazu.
Riesig ist auch der Andrang bei den Crash-Tests, die Peter Befort und Dieter Rohlfing von der Verkehrswacht Minden-Lübbecke vorführen. Sie zeigen, was passiert, wenn Autos mit Tempo 30 und Tempo 50 auf stehende Fußgänger- und Fahrradfahrer-Dummys auffahren. "Bei Tempo 50 gibt es keine Überlebenschance", meint Befort. Die Zuschauer sind betroffen - Rudi Hübners Suppe aus der Ahlumer Feldküche schmeckt ihnen trotzdem. Das findet auch die Jugendfeuerwehr Wolfenbüttel.
|